ZWEITER AKT
Vorspiel
(Der Vorhang hebt sich. Die szene ist zunächst
von dichten Schleiern verhüllt in welchen im
Vordergrunde Paul, in der nämlichen Stellung
wie am Schlusse von Akt 1 beleuchtet, sichtbar
wird.
Dazu hört man hinter der Szene die
Erscheinung Mariens, ihre letzten Worte
“Schau und erkenne ...” wiederholen.)
MARIE STIMME
Dich faßt das Leben, dich lockt die andre.
Schau, schau und erkenne.
(Das Bild verblaßt allmählich und verschwindet
völlig.
In einer Produktion ohne Pause zwischen Akt 1
und 2 wird die Aktion an dieser Stelle
fortgesetzt.
Nach einem Orchester-Zwischenspiel, welches
die Stimmungen wiedergibt, die das tote Brügge
im Gemüte Pauls weckt, heben sich langsam die
Schleier, aus dem Dunkel, aus nebligen
Umrissen wird folgender Schauplatz sichtbar:
Ein öder, einsamer Kai in Brügge, spät abends.
Parallel mit der Rampe ein Kanalarm, über den
im Bogen eine niedrige Brücke fährt. Hinter
Wasser und Brücke ist das andere Ufer des Kais
zu sehen, auf welchem sich alte, für Brügge
charakteristische Häuser, darunter ein altes
Kloster mit schwärzlichem Gemäuer und
kreuzweise vergitterten Fenstern hinziehn.
In der Mitte des düstern Gebäudes ein
Glockenturm mit Uhr, deren großes Zifferblatt
zunächst undeutlich bleibt. Unterhalb dieser
Uhr zwei Öffnungen im Turm, durch die später
die Figuren des Uhrwerks hervorkommen und
wieder verschwinden.
Auf dem vorderen Ufer links das vereinzelt
stehende Haus, in dem Marietta wohnt; die
Türe geschlossen. Bänke und brennende
Gaslaternen. Rechts alte Bäume, hinter denen
der Weg zur Kirche zu denken ist. Bedeckter
Himmel; abwechselnd Mondschein und
herbstlicher Nebel.
ACT TWO
Prelude
(The curtain rises. The stage is initially covered
by dense veils in which, in the foreground, in
the same position as at the end of Act 1, Paul
becomes visible.
At the same time the vision of Marie is heard
behind the scenes repeating her last words
“Look and understand…”.)
MARIE’S VOICE
Life holds you, the other woman attracts you.
Look, look and understand.
(Gradually the picture fades away and vanishes.
In a production without an interval between
Acts 1 and 2, the action resumes at this point.
After an orchestral interlude, which reproduces
the impressions awakened by the dead city of
Bruges in Paul’s mind, the mist slowly clears,
and out of the darkness, from shadowy outlines,
the following scene emerges.
A bleak deserted quay in Bruges, late evening.
Parallel with the front of the stage, a canal
branch crossed by a low arched bridge. Behind
the water and bridge, the other bank of the quay
is seen, skirted by characteristic Bruges-style
old houses and an old convent with dark walls
and iron-barred windows.
In the centre of this gloomy building, a belfry
with a clock, the great dial of which remains
indistinct for the moment. Beneath this clock are
two openings in the tower through which later
on the clockwork figures emerge and disappear
again.
On the front bank left stands the solitary house
in which Marietta lives, the door closed.
Benches and lighted gas-lamps.
On the right old trees, behind which the path
leads to the church. A cloudy sky, moonlight
alternating with autumn mists.