Start Page Act 1 Act 2 Act 3 Synopsis
ERSTER AKT
(Bei Paul. Ein kleines Gemach von geringer
Tiefe mit alten schweren Möbeln. Der düstere
Eindruck langer Unbenütztheit und
nbewohntheit liegt darüber. Die rückwärtige
Wand bildet zwei vorspringende Ecken; den
Raum zwischen diesen Ecken nehmen drei bis
vier zur allgemeinen Auftrittstüre führende
Stufen ein, deren oberste so breit ist, daß sie
eine Art Podium darstellt. Links (vom
Zuschauer) ein in die Wand eingebauter
Schrank mit Spiegel. Gestelle mit alten Nippes
und Photographien in Rahmen. Auf einem
Tischchen eine Glastruhe mit abhebbarem
Deckel, in der Art der Glasstürze alter Uhren,
darin eine Haarflechte. Links die Türe, die in
Mariens Zimme führend zu denken ist.
Die linke vorspringende Wand nimmt ein
blumen-bekränztes, lebensgroßes auf den Boden
reichendes Portrait Mariens mit Shawl und
Laute ein; davor ein Vorhang an einer
Messingstange, die nur an einem Ende befestigt
ist, so daß sie mit dem Vorhang leicht nach
vorne zu drehen ist und das Bild sichtbar wird.
Blumen auch an Türe und den übrigen
Photographierahmen. Breites Fenster rechts
nach der Straße mit alten Spitzengardinen. In
dessen Nähe ein Fauteuil. In der Ecke (im
Vordergrund) Tisch mit Sofagarnitur.
Eine Laute an der Wand.
Sonniger Spätherbstnachmittag
ACT ONE
(Paul’s house. A small shallow room with old
heavy furniture, giving the gloomy impression
of not having been used or inhabited for a long
time. The back wall forms two projecting
corners the space between which is occupied by
three or four steps leading to the general
entrance.
The top step, is so broad that it forms a sort of
platform. On the left (from the audience) a
small wall-cupboard with a mirror.
Shelves with old ornaments and framed
photographs. .On a table a glass coffer with a
detachable lid in the style of an old watch-
cover. In this lies a plait of hair.
On the left a door apparently leading to Marie’s
room.
The left projecting wall has, reaching to the
floor, a life-sized portrait of Marie with scarf
and lute, festooned with flowers.
In front of it a curtain on a brass rod, which is
fastened only at one end so that it can easily be
swung aside to reveal the picture. The door and
the various photo-frames are also decorated
with flowers.
On the right a wide window with old lace
curtains looks onto the street. Near this is an
armchair. In the right foreground a table with a
suite of easy chairs.
A lute hangs on the wall.
A sunny afternoon in late autumn).
Erste Szene
BRIGITTA
(schliesst von außen auf und läßt Frank
eintreten)
Behutsam! Hier ist alles alt und gespenstig.
(Sie zieht die Gardine hoch. Die Sonne dringt
in einem breiten Strahl ins Zimmer)
Bis gestern drang keiner in diese Stube
außer ihm und mir
die Jahre durch, die er in Brügge lebt.
First Scene
BRIGITTA
(unlocks the door from outside and admits
Frank)
Step gently! Here everything is old and
ghostlike.
(She draws back the window-curtain. A wide
shaft of sunshine slants across the room.)
Till yesterday no one had crossed this threshold
except him and me,
the many years he lived in Bruges.
FRANK
Und gestern?
BRIGITTA
Sie sind sein Freund, Herr Frank, so seis gesagt.
Gestern schien er ganz gewandelt.
Er bebte vor Erregung, schluchzt' und lachte.
“Türen auf! so sagte er,
“Licht in meinen Tempel!
Die Toten stehen auf!”
FRANK
Dies hab' ich nie von ihm gehört.
Sonderbar!
BRIGITTA
Seht, Rosen und Levkojen an den Rahmen
(zeigt auf die Türe links)
Und an der Türe zu ihrem Zimmer,
in dem sie starb.
(weist auf das verhängte Bild und dreht
den Vorhang zur Seite)
Besonders aber dies Bild hat er schön
geschmückt.
FRANK
Ist sie das? Marie?
BRIGITTA
Ja, das war sie. In dem hellen, weichen
Kleide das er so liebte.
FRANK
(betrachtet das Bildnis)
Schön!
Herrgott! Wie leuchtet dies Haar!
BRIGITTA
(zeigt auf die Kristalltruhe)
Da drunter liegt ein Strähn von diesem Haar.
Flüssige Dukaten, nicht wahr?
FRANK
Er hat es aufbewahrt?
Seltsam.
FRANK
And yesterday?
BRIGITTA
You are his friend, Mr Frank, so I will tell you.
Yesterday he seemed completely changed.
He shook with excitement sobbing and
laughing.
“Throw the doors open,” cried he,
“Let light into my temple!
The dead are resurrected!”
FRANK
I never heard that from him before.
How very strange!
BRIGITTA
Look—roses and carnations round the pictures.
(points to door on left)
And round the door of her own bedroom,
where she died.
(points to the portrait and swings aside the
curtain)
But especially this picture he adorned with
special care.
FRANK
Is that her? Marie?
BRIGITTA
Yes, that was her. In the light, clinging
dress he loved so dearly.
FRANK
(looks at the portrait)
Beautiful!
Good Lord! What gorgeous hair!
BRIGITTA
(points to the crystal coffer)
Inside here lie some tresses of her hair.
Like liquid gold, aren't they?
FRANK
He has preserved them?
Curious.
BRIGITTA
(mit einer Bewegung über den ganzen Raum
hin)
Und hier
kein Fleck, der nicht von seiner Toten spräche.
Er nennt's: Kirche des Gewesenen.”
(Sie hat Frank langsam umhergeführt, der
sinnend all die Bilder, Andenken und Reliquien
betrachtet.)
FRANK
So lebt er stets?
BRIGITTA
Bis gestern immer so.
Er sagte: “Brügge und ich, wir sind eins.
Wir beten Schönstes an:
Vergangenheit.”
FRANK
Und du, Brigitt? Erträgst du das?
Du, eine Frau?
Lockts dich ins Leben nicht hinaus?
BRIGITTA
Was das Leben ist, weiß ich nicht, Herr Frank,
denn ich bin allein. Hier aber, hier ist Liebe,
Herr Frank, das weiß ich. Und wo Liebe,
dort dient eine arme Frau zufrieden.
(es schellt draußen)
Da ist er!
BRIGITTA
(indicates the whole room)
And here
no spot that does not recall his dead.
“The Temple of the Past,” he calls it.
(She has slowly led Frank round the room.
Thoughtfully he inspects the pictures, relics and
mementoes.)
FRANK
This is how he lives?
BRIGITTA
Always till yesterday.
He would say: “Bruges and I are one.
We worship the most beautiful:
the Past.”
FRANK
And you Brigitta? Can you endure it?
You, a woman?
Does the world outside not attract you?
BRIGITTA
I know nothing of the world outside, Mr Frank,
I am alone. But here, love dwells, Mr Frank,
that I do know. And where love dwells,
a poor lone woman is content to serve.
(a ring outside)
Here he is!
Zweite Scene
(Paul tritt ein, nervös von einem Erlebnis
erregt)
PAUL
Frank! Freund!
FRANK
(lächelnd)
Brigitta führte mich in die
Kirche des Gewesenen.
PAUL
(lebhaft)
Des Gewesenen? Nein!
(zu Brigitta)
Lauf schnell hinab zum Gärtner...
Second Scene
(Enter Paul in a state of nervous excitement)
PAUL
Frank! Friend!
FRANK
(smiling)
Brigitta is showing me the
Temple of the Past.
PAUL
(forcibly)
The Past? No!
(to Brigitta)
Run down quickly to the gardener…
hol Rosen. Zwei Arme voll!
Es soll erglühn hier von roten Rosen.
(Er hat Brigitta hinausgedrängt. Zu Frank)
Du sahst ihr Bild?
FRANK
Ja, sie war schön,
und viel hast du verloren.
PAUL
(in das Bild versunken)
Marie, Marie, dein Atem, deine Augen!
(zu Frank)
Wie sagst du? Sie war schön?
FRANK
Gewiß.
PAUL
Sie war schön, sagst du?
Sie ist schön! Sie ist, sie ist!
FRANK
(blickt ihn forschend an)
In deiner Phantasie?
PAUL
Nein, nein, sie lebt!
Bald ist sie hier, sie kehrt zurück.
O hör ein Märchen, ein Wunder!
Du weißt, das ich in Brügge blieb,
um allein zu sein mit meiner Toten.
Die tote Frau, die tote Stadt,
flossen zu geheimnisvollem Gleichnis.
Und täglich schritt ich gleichen Weg,
mit ihrem Schatten Arm in Arm,
zum Minnewasser, auf die Fläche starrend,
ihr teures Bild mit Tränen mir ersehnend,
den süßen, sanft in sich gekehrten Blick,
den Schimmer ihres goldnen Haars.
Und gestern wieder träumt ich am Gitter
von der Entschwundenen, von ihr, Marie.
Holt mir ihr Antlitz aus der Tiefe,
hold und rein,
So ganz war sie mir nah, wie einst
in den Tagen des Glücks sehnend, liebend.
In meines Schauns Versunkenheit
schallen Schritte. Ich horche
Ein Schatten gleitet übers Wasser.
Ich blicke auf;
bring up some roses. Both arms full!
This place must glow with red roses.
(He has hurried Brigitta out. To Frank)
You’ve seen her portrait?
FRANK
Yes, she was lovely,
and your loss is great.
PAUL
(absorbed in the portrait)
Marie, Marie, your breath, your eyes!
(to Frank)
What did you say? She was lovely?
FRANK
Indeed.
PAUL
She was lovely, you said?
She is lovely! She is, she is!
FRANK
(looks at him searchingly)
In your imagination?
PAUL
No, no, she lives!
Soon she’ll be here, she’s coming back.
O hear this fairy-tale, this wonder!
You know that I remained in Bruges
to be alone with my dead one.
My dead wife and this dead city,
seemed to be fused in one mysterious being.
And every day I took the same path,
with her shadow on my arm,
down to the water, gazing at its surface,
her dear image tearfully yearning for me,
the sweet gentle look,
the gleam of her golden hair.
And yesterday I stood as usual at the rails
and dreamed of my lost one, Marie.
I sought her face in the waters.
lovely and pure,
She seemed as near to me as once
in happy bygone days yearning and loving.
As I stand there lost in gazing
footsteps sound. I listen
A shadow glides across the water.
I look up,
vor mir steht eine Frau im Sonnenlicht.
Frank! Frank! Eine Frau. Im Mittagsglast
erglänzt Mariens Gold Haar,
den Lippen entschwebt Mariens cheln.
Nicht Ähnlichkeit mehr nein, ein Wunder,
Begnadigung!
Es schien sie selbst, sie mein Weib!
Ja, mein lebend, mein atmend Weib!
Ein Fieber faßte mich nach altem Glück.
“Gott”, schrie ich, “wenn du mir gnädig bist,
gib sie mir zurück!”
Und heute Mittag sprach ich sie,
bebenden Herzens, zweifelswund und
der Wunder größtes:
Mariens Stimme klang aus ihrem Mund!
FRANK
Im öden Brügge eine Unbekannte?
PAUL
Ich weiß nicht, wer sie ist.
Lud sie zu mir in meine Einsamkeit.
Und sie kommt, und in ihr kommt
meine Tote, kommt Marie.
FRANK
(ernst)
Hör, Paul,
du wagst gefährlich Spiel.
Du bist ein Träumer, bist ein Geisterseher.
Ich seh die Dinge, seh die Frauen
so wie sie sind.
Willst du zum Herrn dich über Tod und Lebe
schwingen?
Ein lebend Sein zur Puppe
des Verstorbenen zwingen?
Bescheide dich! Zu lang warst du allein,
Dein Blut murrt gegen diese Trauer.
Seis drum, umarm eine schöne Frau,
doch Tote laß mir schlafen.
PAUL
(wie einer der nicht zugehört hat, ekstatisch)
Ich will den Traum der Wiederkehr vertiefen,
will sie durch diese Türe schreiten,
den Raum durchleuchten sehn,
in dem ihr holder Duft noch schwebt.
Der Rhythmus ihres süßen Wesens webt
in ihr die kommt,
kommt Marie, kommt meine Tote.
before me in the sunlight stands a woman.
Frank! Frank! A woman. In the midday glaze
I see the gleam of Marie’s golden hair,
the tender smile of Marie’s lips. .
Not just a likeness no, a miracle,
an act of mercy!
It seemed her very self, my wife!
Yes, my living breathing wife!
A fever seized me for my long-lost joy.
“O God”, I cried, “if you are merciful,
give her back to me!”
And now today I spoke to her,
with quivering heart, and racked with doubt,
greatest of all wonders:
Marie’s voice sounded from her mouth!
FRANK
In deserted Bruges an unknown woman?
PAUL
I don’t know who she is.
I invited her here to my lonely house.
And she is coming, and in her
my dead Marie comes back to me.
FRANK
(seriously)
Listen, Paul,
you are playing a dangerous game.
You are a dreamer, and a visionary of ghosts.
But I see things and women
as they are.
Do you aspire to gain control of life and death?
To force a living being to be the puppet of the
dead?
Listen to reason! You have lived alone too long.
Your blood rebels against this sadness.
Well then, embrace a pretty woman if you will,
but let the dead sleep in peace.
PAUL
(excitedly, as though he had not been listening)
I want to achieve my dream of her return,
to see her stepping through this door,
to see her lighting up this room,
in which her lovely fragrance lingers still.
The poetry of her sweet nature dwells
in her who’s coming,
my dear dead Marie.
FRANK
Du schwärmst für ein Phantom
Zu rechter Zeit
hat diese Reise mich zu dir geführt.
Mein Freund, dein tief Gefühl hat dich
verwirrt…
dein tief Gefühl muß dich auch heilen.
Ich geh, doch bald kehr ich zurück.
Das Trugbild weicht,
der Nebel wird sich teilen.
(schüttelt Paul mit freundschaftlicher Gebärde
die Hand, ihm herzlich ins Auge blickend. Paul
begleitet ihn zur Türe.)
FRANK
You are worshipping a phantom!
At the right moment
my path has led me to you.
Friend, your deep emotion has confused you…
this emotion must also heal you.
I must go, but I will return soon.
The illusion will pass,
the clouds will clear.
(shakes Paul kindly by the hand and looks at
him affectionately. Paul accompanies him to the
door.)
Dritte Szene
PAUL
(zum Bilde zurückgehkehrt)
Nur deiner harr ich, niemals Verlorne!
Wer kann ihn denn verstehen,
unsrer Seelen tief geheimnisvollen Bund?
(dreht den Vorhang wieder zurück. Sein Blick
fällt auf die Haarreliquie; er hebt inbrünstig
den Glasschrein hoch, der in voller Sonne
funkelt.)
Du Überlebendes von ihrer Schönheit,
so wirst du wieder hold erstehn?
So werd ich wieder schimmernd auf weißer
Stirn das Goldgelocke leuchten sehn?
Third Scene
PAUL
(returning to the portrait)
It’s you alone I wait for, you I never lost!
Who can understand it,
the deep mysterious bond between our souls?
(draws back the curtain. The relic of hair
catches his eye, as reverently he lifts up the
glass casket which sparkles in the sunlight.)
The survivor of her beauty,
will you rise again?
Shall I once again behold the golden locks
shining on her fair brow?
Vierte Szene
(Brigitta tritt ein, auf beiden Armen Blumen)
PAUL
(stellt rasch den Schrein nieder)
Rosen, so ists recht!
(Er nimmt ihr die Blumen ab, füllt die Vasen,
läuft hin und her)
BRIGITTA
(zögernd)
Gnädger Herr, verschleiert, eine Dame.
Fourth Scene
(Brigitta enters, her arms full of flowers)
PAUL
(puts down the casket quickly)
Roses, that’s right!
(He takes the flowers from her, fills the vases,
bustles about)
BRIGITTA
(hesitatingly)
Sir, a lady, veiled.
PAUL
(fast schreiend)
Und du sagst es nicht?
Führ sie herein.
BRIGITTA
(wie protestierend)
Herr Paul, bedenken Sie, die Welt...
PAUL
Wenn du mich liebst, schweig und gehorche!
(Brigitta bestürzt ab. Paul inmitten des Zimmers
stehend, die Augen schließend)
Marie!
Noch einmal saug ich deine Züge, in mich ein.
Ich sehe dich... ich fühle dich…
Jetzt, Gott, jetzt gib sie mir zurück!
PAUL
(almost shouting)
And you never told me?
Show her in.
BRIGITTA
(protestingly)
Mr Paul, consider, the world...
PAUL
If you care for me, be silent and obey!
(Brigitta goes off in dismay. Paul standing in
the middle of the room with eyes closed)
Marie!
Once again let me absorb your features into me.
I see you... I can feel you…
Now, God, give her back to me!
Fünfte Szene
(Die Türe öffnet sich, Marietta schlägt den
Schleier zurück und tritt in heiterer
Unbefangenheit, lächelnd, mit dem Anstand und
der Würde der sich ihrer Schönheit bewußten
Frau und mit der Grazie der Tänzerin herein.
Sie fällt in der Folge öfters aus damenhafter
Haltung in das freie Gehaben der Kulissenwelt.
Naiv-verderbtes, eitles, schlüchsiges, aber
immer liebenswürdiges Wesen; wiederholt
bricht ein leidenschaftliches erotisches
Temperament hervor.
Paul wendet sich um, öffnet die Augen)
PAUL
(von der Ähnlichkeit ergriffen, unwillkürlich)
Wunderbar!
(bleibt unbeweglich und starrt sie wie eine
Erscheinung an)
MARIETTA
(leicht)
Ja, wunderbar, ich staune selbst,
weiß selbst, kaum, was mich hergelockt.
Gar dringlich wußten Sie zu bitten,
und jetzt kein Wort des Danks, kein Gruß?
(reicht ihm Hut und Schirm und wirft
sich in ein Fauteuil, umherblickend)
Fifth Scene
(The door opens. Marietta pushes back her veil
and enters in cheerful confidence. She is
smiling, with the manner and dignity of a
woman conscious of her beauty and with the
grace of a dancer.
As a result she often lapses from her ladylike
deportment into the freer manners of the stage
world. A naively spoilt, vain, egotistical, but
always amiable creature, repeatedly showing
signs of a passionate and erotic temperament.
Paul turns round and opens his eyes.)
PAUL
(struck by the likeness, involuntarily)
Marvellous!
(remains motionless, staring at her as at an
apparition)
MARIETTA
(lightly)
Yes, marvellous, I am surprised myself,. ,
I scarcely know what brings me here.
You were most pressing in inviting me,
and now no word of thanks, no greeting?
(hands him her hat and parasol, throws herself
into an armchair and looks about her)
Recht schön bei Ihnen.
Sie sind Wohl reich?
(ergreift einen Rosenstrauß und riecht daran)
Und Rosen!
Sie glühen rotem Feuer gleich!
(Paul hat Hut und Schirm, ohne das Auge
abzuwenden, in Empfang genommen)
Noch immer steif und stumm?
Wie das nach Brügge paßt!
In dieses tote Nest mit seiner düstern Starre!
Auch hier ists dumpf wie in einer Gruft!
Uff, ich ersticke.
(aufspringend)
Doch mich kriegt ihr nicht unter!
Ich bin vergnügt, und liebe daß Vergnügen,
lieb tolle Freuden, lieb die Sonne!
PAUL
(auf ihr Haar weisend)
Die Sonne lacht in diesem Haar…
MARIETTA
(Marietta hat sich mit geschmeidiger
Beweglichkeit im Zimmer herumgedreht, ihr
Blick fällt flüchtig auf die rings aufgestellten
Bilder- und Photographierahmen.)
Und hier bescheint sie Bilder schöner Damen.
(mit dem Finger drohend)
Die Galerie der Fraun, die Sie geliebt?
PAUL
(wie für sich)
Der Stimme Silberglanz,
Der Schultern melodisch Neigen.
MARIETTA
Den Mantel fort.
(legt den Mantel ab)
Bin ich nicht schön?
(stellt sich vor ihn hin, kokett)
Schöner als die?
PAUL
All das war schön, Sie sind’s!
(für sich)
Bei Gott, ihr Kleid,
die gleiche Farbe, fast der gleiche Schnitt.
Nice rooms you’ve got.
You’re rich, I suppose?
(takes up a bunch of roses and smells them)
And roses!
Glowing as red as fire!
(Paul has taken her hat and parasol without
removing his eyes from her.
What, stiff and dumb as ever?
How that fits in with Bruges!
With this dead hole and gloomy atmosphere!
And this room too is as gloomy as a vault!
Ugh, it stifles me.
(jumping up)
But you can’t depress me!
I am cheerful and fond of pleasure,
fond of mad enjoyment, of sunshine!
PAUL
(pointing to her hair)
The sun is laughing in your hair…
MARIETTA
(Supple and nimble, Marietta has moved about
the room, and glanced at the framed pictures
and photographs set up all around.)
And here we have pictures of beautiful women.
(points a menacing finger at him)
The gallery of women you have loved?
PAUL
(to himself)
The silvery tones of her voice,
The rhythmic swaying of her shoulders.
MARIETTA
Here, take my cloak.
(takes off her cloak)
Am I not beautiful?
(stands in front of him, coquettishly)
More beautiful than these?
PAUL
All these were beautiful you are!
(to himself)
By God, her dress,
the same colour, almost the same design.
(von einem Gedanken erfaßt, wie in
unwiderstehlicher Sehnsucht)
Zu diesem Kleide paßt ein alter Shawl,
Der hier verwahrt ist.
Darf ich ihn um die schönen Schultern hängen?
MARIETTA
(übermütig)
Sie wollen mich noch schöner? Gut!
(Paul hat aus dem Schrank, der offen bleibt,
einen Shawl geholt und legt ihn ihr zart um.)
Wie weich die alte Seide!
Sie macht so wohlig schauern.
Zum Spiegel, rasch! Zum Spiegel!
(beschaut sich im Spiegel)
PAUL
(unwillkürlich, wenn Marietta, die einen
Moment durch den Spiegel gedeckt war, wieder
sichtbar wird)
Marie!
MARIETTA
Marie? Ich heiße Marietta.
(kleine Pause)
Was haben Sie?
PAUL
Nichts, nichts…
Verzeihn Sie... ich bitte, verzeihn Sie...
(nimmt die Laute von der Wand. Mit zarter
Bitte)
Und nehmen Sie noch das.
MARIETTA
Die Alte Laute?
Sie sind wohl Maler, brauchen ein Modell?
(nimmt lächelnd und achselzuckend, wie um
auch diesen Gefallen zu tun, die Laute; dann
einer plötzlichen Laune folgend)
Nun, zu der alten Laute
gehört ein altes Lied.
PAUL
(überrascht)
Wie, Sie singen?
(struck by an idea, an irresistible longing)
An antique scarf that’s kept here
would suit this dress.
May I not drape it round your pretty shoulders?
MARIETTA
(in high spirits)
You want me more beautiful still? Good!
(Paul has taken a scarf from the cupboard
which remains open, and drapes it gently round
her.)
How soft the old silk!
It feels so cosy.
A mirror, quick! A mirror!
(looks at herself in the mirror)
PAUL
(involuntarily, as Marietta, whom the mirror
had concealed for a moment, becomes visible
again)
Marie!
MARIETTA
Marie? My name is Marietta.
(short pause)
What is the matter with you?
PAUL
Nothing, nothing…
Forgive me… please forgive me....
(takes the lute from the wall. In pleading tones)
And won’t you take this too?.
MARIETTA
This old lute?
Are you a painter looking for a model?
(smiling and shrugging her shoulders, she takes
the lute as if to oblige him, then obeying a
sudden impulse)
Well, your old-fashioned lute
needs an old-fashioned song.
PAUL
(surprised)
What, you sing?
MARIETTA
Erträglich, sagt man,
wenns auch mein Fach nicht ist.
Und Trauriges am liebsten
wohl weil ich sonst so übermütig bin.
Soll ich?
PAUL
Ja, bitte.
MARIETTA
Nun, hören Sie.
(singt)
Gluck, das mir verblieb,
rück zu mir, mein treues Lieb.
Abend sinkt im Haag
bist mir Licht und Tag.
Bange pochet Herz an Herz…
Hoffnung schwingt sich himmelwärts.
PAUL
(wie verloren)
Wie wahr, ein traurig Lied.
MARIETTA
Das Lied vom treuen Lieb,
das sterben muß.
(wird aufmerksam)
Was haben Sie?
PAUL
Ich kenne das Lied.
Ich hört es oft in jungen,
in Schöneren Tagen
Es hat noch eine Strophe…
weiß ich sie noch?
(Er setzt mechanisch fort. Sie spielt die Laute
und fällt ein. Die Strahlen der untergehenden
Sonne überfluten beide.)
Naht auch Sorge trüb,
rück zu mir, mein treues Lieb.
Neig dein blaß Gesicht,
sterben trennt uns nicht.
Mußt du einmal von mir gehn,
glaub, es gibt ein Auferstehn.
(Läßt erschüttert das Haupt auf die Brust
sinken.Marietta blickt ihn erst befremdet, dann
spöttisch an. Pause.)
MARIETTA
Quite passably, they say,
though it is not my line.
And sad songs for choice
probably because otherwise I’m so jolly.
May I?
PAUL
Yes, please.
MARIETTA
Then listen.
(sings)
Joy, that proved true,
hold me close, my faithful love.
Evening sinks in the grove…
you are my light and day.
Heart to heart beats fearfully
hope soars heavenwards.
PAUL
(lost in thought)
How true, a sad song.
MARIETTA
The song of the faithful lover,
who has to die.
(observing him)
What’s the matter?
PAUL
I know the song.
I heard it often in my youth,,
in happier days…
There is another verse...
can I remember it?
(He continues mechanically. She plays the lute
and joins in. The rays of the setting sun fall on
them both.)
Clouds may loom above,
hold me close, my faithful love.
Bend your pale face,
death does not part us.
If you ever go from me.
believe, you will rise again.
(Overcome with emotion, his head drops on his
breast.Marietta looks at him first with concern,
then scornfully. A pause.)
MARIETTA
Das dumme Lied,
es hat Sie ganz verzaubert.
(Von der Straße lustiges Trällern. Gaston,
Lucienne und Juliette flanieren draußen vor
dem Fenster vorbei, eventuell im Marschtakt
mit Spazierstock und Schirmen aufs Pflaster
schlagend.)
GASTON
(draußen)
Was soll es, daß du säumig bist!
Hab dich ja heut noch nicht geküßt.
(Lucienne und Juliette fallen bei der letzten
Zeile ein)
Diridi, diridon, schön Marion.
MARIETTA
Ah, horch,da singt man andre Liedchen,
singt aus anderm Ton, nicht sentimental.
Gaston ist's, wie er drollig singt!
GASTON
(draußen)
Nicht gilt der schönste Tag mir gelebt,
wenn im Arme du mir nicht gebebt,
mir im Arm nicht gebebt.
GASTON, JULIETTE, LUCIENNE
(draußen)
Diridi, diridon, schön Marion.
MARIETTA
(eilt zum Fenster und will hinauswinken)
Bravo! Bravo!
PAUL
(hält sie zurück)
Die Leute, Brügge,
man darf Sie hier nicht sehn.
MARIETTA
Er geht mit Juliette und Lucienne,
schlingt Arm in Arm,
(plötzlich vergnügt, mit Beziehung und
Genugtuung)
und denkt an Marion!
Die Freunde sinds,
die vor der Probe bummeln.
Auch ich m ins Theater.
MARIETTA
The stupid song,
it has quite bewitched you.
(Merry huming is heard fromthe street. Gaston,
Lucienne and Juliette, idling about, pass
beneath the window, presently beating on the
pavement in march-time with walking-sticks and
parasols.)
GASTON
(outside)
How can you delay so much?
I haven’t yet kissed you today.
(Lucienne and Juliette join in at the last
line.)
Diridi, diridon, fair Marion.
MARIETTA
Ah, listen,they are singing other songs out there,
a different sort, not sentimental.
It’s Gaston, how comically he sings!
GASTON
(outside)
It’s not a good day for me
if I have not held you in my arms,
held you in my arms.
GASTON, JULIETTE, LUCIENNE
(outside)
Diridi, diridon, fair Marion.
MARIETTA
(hurries to the window, about to wave to him)
Bravo! Bravo!
PAUL
(holding her back)
The people, Bruges,
you must not be seen here.
MARIETTA
He is going with with Juliette and Lucienne,
all arm in arm.
(with sudden delight, pointedly and with
self-satisfaction)
and thinks of Marion!
They are my friends,
idling about before the rehearsal.
I must also be off to the theatre.
PAUL
(blickt sie verständnislos an)
Sie.
MARIETTA
Nun ja, wir spielen hier.
Bin Tänzerin.
PAUL
Sie, Tänzerin?
MARIETTA
Gewiß, mein werter Griesgram!
Ich komm aus Lille und tanz in Brügge!
Erstaunt Sie das?
(Tanz und Wort auf der Laute)
O Tanz, O Rausch!
Lust quillt aus mir,
braust in mir, jagt den Puls
und dehnt die Nüstern.
Der Wink der Hand, des Fußes Scham,
verbergen den Wunsch und verraten ihn lüstern.
Ein Dämon erhitzt mich,
beherrscht mich, besitzt mich.
Toll und toller schwillt der Reigen,
faßt mich Taumel im Beugen und Neigen!
Heiß kreist das Blut mir, erglühn die Triebe.
O Tanz, O Rausch!
Ich tanz die letzte Glut,
ich tanz den letzten Kuß der Liebe!
(innehaltend, wie zu sich kommend, leicht,
noch in der letzten Pose verharrend)
Und jetzt, mein Herr,
tanz ich in die Probe.
PAUL
(Paul, erst befremdet und abgestohen durch das
bacchantische Gehaben Mariettas, das ihm
Laute und Kleidungs-stück der Toten zu
entweihen scheint, dann immer mehr der
Verführung erliegend, seiner nicht mächtig, ein
Opfer der Sinne)
Nein, Marietta!
Geh nicht von mir,
Gib Dauer dieser Stunde Traum!
Vom Himmel bist du mir geschenkt!
Erloschnes Glück flammt auf
und reißt mich dir entgegen!
PAUL
(looks at her blankly)
You.
MARIETTA
Yes, indeed. We are acting here.
I am a dancer.
PAUL
You, a dancer?
MARIETTA
Certainly, my worthy grouch!
I come from Lille and I am dancing in Bruges.!
Do that surprise you?
(accompanying dance and song on the lute)
O dance, O bliss!
I feel such joy,
it roars in me, makes my pulse race
and dilates the nostrils.
The wave of the hand, the shame of the feet,
conceals the desire and betrays it passionately.
A demon excites me,
masters me, possesses me.
Wilder and wilder swells the dance,
a frenzy of twisting and turning seizes me!
My blood flows hot, my desires glow.
O dance, O bliss!
I dance the last embers,
I dance the last kiss of love.!
(pausing, as if coming to herself, and remaining
in her last pose, adds lightly)
And now, good Sir,
I’ll dance off to rehearsal.
PAUL
(Paul, at first disconcerted and repelled by the
bacchanalian behaviour of Marietta, which
seems to him to desecrate his dead wife’s lute
and scarf,, then more and more succumbing to
temptation, weakening, a prey to his senses)
No, Marietta!
Don’t leave me,
Let this short dream live on!
From heaven you are sent to me!
Vanished bliss flares up
and draws me towards you!
Marietta! Marietta!
(breitet die Arme nach ihr aus)
MARIETTA
Wie stürmisch! Macht der Tanz
dem düstern Herrn so heiß?
(wieder Tanzbewegungen)
O Tanz, O Rausch!
(Paul will auf sie zu, um sie zu umfassen.
Marietta im Tanze ausweichend, verfängt sich
im Bildervorhang, so daß er sich zur Seite
bewegt und das Bild sichtbar wird. Erblickt
verdutzt das Bild.)
Oho, das bin ja ich!
Der selbe Shawl, die selbe Laute!
Wen spiel ich da?
PAUL
(stürzt vor das Bild und deckt es mit einer
unwillkürlichen Bewegung des gegen Marietta
abwehrend ausgestreckten Armes)
O lassen Sie, 's ist eine Tote.
(den Kopf sinken lassend, dumpf vor sich hin)
Sie mahnt...
GASTON
(hinter der Szene)
Diridi, diridon, schön Marion!
(Marietta Shawl langsam vom Halse und wirft
ihn nebst der Laute mit einer zornigen Geste auf
den Tisch. Dann, da sie Paul in seiner
Versunkenheit verharren sieht, lacht sie laut
auf)
MARIETTA
Ah, Gaston.
PAUL
Sie müssen in die Probe, Marietta...
MARIETTA
Ah, er ist gut, er schickt mich fort!
Ja, ich muß in die Probe, werter Herr...
GASTON
(hinter der Szene)
Diridi, diridon, schön Marion.
Was soll es, das du säumig bist?
Hab dich ja heut noch nicht geküßt.
Marietta! Marietta!
(opens his arms to her)
MARIETTA
How passionate! Has my dance excited
the gloomy man so much?
(dance movements again)
O dance, O bliss!
(Paul wants to go and embrace her. Marietta
evading him in her dance gets tangled in the
curtain,so that it slips aside and reveals the
portrait. She looks at it in amazement.)
Hello, why there I am!
The same scarf, the same lute!
Who am I meant to be?
PAUL
(rushes up to the picture and covers it from
Marietta’s gaze with a defensive movement of
his involuntarily outstretched arm.
O let it be, it’s a dead woman.
(letting his head sink, mutters dully)
She is warning me...
GASTON
(behind the scene)
Diridi, diridon, fair Marion!
(Marietta takes the scarf slowly from her neck
and throws it together with the lute with an
angry gesture on the table. Then seeing Paul
remaining in his abstraction, she laughs aloud.)
MARIETTA
Ah, Gaston.
PAUL
You have to go to your rehearsal, Marietta...
MARIETTA
Ah, he is kind, he sends me off!
Yes, I’m off to my rehearsal, good Sir...
GASTON
(behind the scene)
Diridi, diridon, fair Marion.
How can you delay so much?
I haven’t yet kissed you today.
MARIETTA
... tanz die Hélène in “Robert der Teufel”
(nimmt den Mantel, setzt den Hut auf)
Mein Zauber, rasch scheint er verflogen,
ein anderer wirkt stärker
Nun, mir recht, 's ist höchste Zeit, muß fort.
(werbend, nicht ohne Anmut)
Die mich lieben, wissen mich zu finden.
Es gibt ein Wiedersehen im Theater.
(ab)
PAUL
O Traum der Wiederkehr, entweiche nicht!
In dir, die kam, kam meine Tote,
kam Marie ...
(von Begehren erfaßt, außer sich)
Marietta!
(beschwörend die Arme)
Marietta!
MARIETTA
... I’m dancing Helen in “Robert le Diable”
(takes the cloak, puts on her hat)
My charm seem to have vanished quickly,
another’s is stronger…
Well, all right, it’s high time I was off.
(engagingly, not without grace)
Those who love me, know where to find me.
They can find me in the theatre.
(leaves)
PAUL
O dream of love restored, don’t forsake me!
In you who came, my dead one came,
Marie came ...
(seized with desire, beside himself)
Marietta!
(raising his arms imploringly)
Marietta!
Sechste Szene
(Plötzliche Verdunkelung. Nur Paul und der
Porträtrahmen links bleiben beleuchtet. Aus
dem Rahmen tritt die Gestalt Mariens im Kleide
des Bildes mit Shawl und Laute und schwebt -
Erscheinung seines Gewissens und seiner
Nerven - auf Paul zu, der sich, durch die Vision
gebannt, starren Blickes erhebt, ohne den Platz
zu verlassen)
MARIE
Paul... Paul...
PAUL
Da bist du ja, Marie, ich wusste es.
MARIE
Bist du gewiss, hältst du mir noch die Treu?
PAUL
Ich halt sie dir.
Nie schwandest du aus diesem Raum.
MARIE
Drum nahm ich auch nicht mein Haar mit,
als ich fort mußt,
ließ dir den goldnen Schatz den du so geliebt.
Sixth Scene
(Suddenly dark. Only Paul and the frame of the
portrait on the left remain illuminated. From
out of the frame steps the figure of Marie,
dressed as in the portrait with scarf and lute
an apparition of his conscience and nerves. She
glides towards Paul, who, hypnotised by the
vision, rises, staring at it with fixed eyes, but
without leaving his place.
MARIE
Paul... Paul...
PAUL
You are here, Marie, I knew it.
MARIE
Are you sure that you are still true to me?
PAUL
I am true to you.
You have never vanished from this room.
MARIE
That is why I never took my hair with me
when I was torn away,
but left the golden treasure that you so loved.
PAUL
Ich weiß, ich weiß…
MARIE
Mein Haar stirbt nicht,
es wacht in deinem Haus.
Unsre Liebe war, ist und wird sein.
PAUL
Du bist bei mir, bists immer, ewig.
Bist es in dieser toten Stadt,
du tönst in ihren Glocken,
steigst aus ihren Wassern...
MARIE
Und doch wirst du vergessen,
was neben dir nicht lebt und atmet.
PAUL
(angstvoll)
Die andre, die andre,
nur dich seh ich in ihr.
MARIE
Da ich dir sichtbar, liebst du mich.
PAUL
Ich lieb nur dich.
Sag, daß du mir vergibst.
MARIE
Du liebst mich doch
Unsre Liebe war, ist und wird sein.
PAUL
(ekstatisch, wie von einer furchtbaren Last
befreit)
Unsre Liebe war, ist und wird sein…
(Marie beginnt dem dunklen Hintergrunde
zuschreiten, in Nebelschleier hinein.)
Ewig Geliebte, warum seh ich dich nicht mehr?
Warum ist mirs, als könnt ich's nicht mehr?
MARIE
(aus den Nebelschleiern)
Dich faßt das Leben, dich lockt die Andre.
Schau, schau und erkenne...
(Verschwindet ganz.
Die Oper wird manchmal ohne Pause zwischen
den Akten 1 und 2 aufgeführt. In diesem Fall
gibt es ein Schnitt von hier bis kurz nach der
PAUL
I know, I know…
MARIE
My hair will never die,
it will keep watch in this house.
Our love was, is and will be.
PAUL
You are with me, always and ever.
You are with me in this deserted town,
you sound in its bells,
rise from its waters....
MARIE
And yet you will forget her,
who does not live and breathe beside you .
PAUL
(in anguish)
The other one, the other,
it’s only you I see in her.
MARIE
When you can see me, you love me.
PAUL
I love you only.
Say that you forgive me.
MARIE
You do love me…
Our love was, is and will be.
PAUL
(ecstatically, as if delivered from a terrible
oppression)
Our love was, is and will be…
(Marie begins to move toward the dark
background into the shadows.)
Beloved, why do you vanish from my sight?
Why can’t I see you any more?
MARIE
(from the shadows)
Life holds you, the other woman attracts you.
Look, look and understand...
(Disappears entirely.
The opera is sometimes presented without an
interval between Acts 1 and 2. In this case there
is a cut from here until just after the repetition
Wiederholung von Maries Worten im Vorspiel
zu Akt 2.
Paul sinkt auf einen Stuhl zurück, visionär die
Arme erhoben. Seine erregte Phantasie spiegelt
ihm eine neue Erscheinung vor. Der
Hintergrund erhellt sich; man sieht plötzlich an
Stelle Mariens Marietta auf dem Theater in
wallendem Phantasietanzkostüm, prächtig
geschmückt, verführerisch lockend tanzen. Dazu
orgiastische Tanzrhythmen.)
PAUL
(mit ein leidenschaftlichen Geste, als ob er auf
sie wollte)
Marietta!
of Marie’s words in the prelude to Act 2.
Paul sinks back on a chair, raising his arms in a
visionary attitude. His excited imagination
conjures up another apparition. The
background grows light, and suddenly, in place
of Marie, Marietta is seen in the theatre, in a
flowing and magnificently decorated costume,
dancing seductively, to the sound of orgiastic
dance rhythms.)
PAUL
(with a passionate gesture as if he wanted to
approach her.)
Marietta!
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